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Parvaneh Hamidi
Ich habe meinen Nachnamen von meinem Großvater, den ich weder in seinen
Lebzeiten noch nach seinem Tod mochte.
Ihn mochte eigentlich niemand!
Deshalb haben auch alle seine Kinder ihren Nachnamen geändert. Zu meinem
Bedauern ist eine Namensänderung in Deutschland so gut wie unmöglich, also bin
ich die Einzige, die seinen Namen am Leben erhält.
Ich bin ein Mensch, der immer in Eile ist.
Mit 15 machte ich mein Abitur und mit 16 fing ich an, an der Teheraner
Universität Geschichte zu studieren. Geschichte war immer mein Lieblingsfach.
Sehr schnell habe ich resigniert eingesehen, dass die Geschichte des Irans sich
in einem einzigen Fehler reduziert: Immer hinter Mollas herlaufen, immer mit
dem Kopf gegen die Wand rennen und 100 Jahre den Kopf festhalten und sich über
das Schicksal beklagen.
1986 flüchtete ich vor Großvater, Vater, Religion, allen Heiligen und
Islamischer Republik nach Deutschland.
Zu meinem Pech lebe ich seit 24 Jahren in einem Land, in dem es jede Menge
religiöser Feiertage gibt und einen einzigen nationalen Feiertag, den Tag der
Deutschen Einheit.
Ein einziger nationaler Feiertag und die meisten Deutschen wollen noch
nicht einmal daran erinnert werden.
Ich bin ein Muffel und habe das Talent, mich mit jedem zu streiten. Einmal
sagte meine Nichte: “Tante je älter du wirst, desto schlechter gelaunt bist
du”. Ich korrigierte sie: “Mein Schatz, deine Tante war in ihrer Jugend auch
nicht besser gelaunt”.
Als ich klein war, fragte mich mein Vater ab und zu mal: „Was möchtest du
werden, wenn du groß bist?” Und ich antwortete immer: „ein Genie!”.
Als ich erwachsen war, stellte ich bitter fest, dass wir Iraner die Tendenz
haben, unsere Genies entweder zu steinigen oder zu erhängen.
Also änderte ich meine Meinung.
Ich entdeckte meine Leidenschaft fürs Theater und machte eine
Schauspielausbildung.
Ich stand 24 Jahre auf der Bühne und im wahrsten Sinne des Wortes atmete
ich seinen Staub, wie man auf Persisch sagt, ein.
Zugegeben 24 Jahre lang hatte ich eine Aufgabe auf der Bühne und die
Bestand darin den Staub zu kehren.
Seit 2003 setze ich mein Mundwerk, das immer ehrenamtlich agierte,
profitionell ein: KABARETT
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Parvaneh
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